WER SIND DIE TALIBÉS-KINDER?

Die Koranschulen sind in Westafrika eine alte Tradition. Ihre Schüler werden „Talibés“ genannt. Der Unterricht wird durch einen „Marabout“ erteilt; eine Respektsperson, deren Ansehen im Senegal auf ihren kulturellen und religiösen Qualitäten gründet. Die Erziehung auf der Grundlage des Korans wird als eine Lebensschule angesehen.
Die gesellschaftlich-politische Situation im Senegal sowie der Überlebenskampf einzelner Bevölkerungsgruppen sind massgebliche Faktoren, die zum Phänomen dieser Strassenkinder beitragen. Diese entstammen den ärmsten Bevölkerungsschichten. Oft kommen sie aus senegalesischen Buschdörfern, aber auch aus benachbarten westafrikanischen Staaten wie Guinea oder Guinea Bissau. Ihre äusserst mittellosen und armen Familien können für die Bedürfnisse dieser Kinder nicht aufkommen, weshalb sie mit Koranlehrern, die dann ihre Erziehung übernehmen, in die Städte geschickt werden. Diese Kinder – die jüngsten sind oft erst fünfjährig – sind ab diesem Moment auf sich allein gestellt und leben hauptsächlich in den Strassen der grossen senegalesischen Städte.
Der Unterricht in den Koranschulen ist in erster Linie auf das Kennenlernen des Korans und das Erwerben von Grundkenntnissen der arabischen Sprache ausgerichtet. Der Unterrichtsstoff ist somit sehr einseitig und so gehören zum Beispiel Schreiben und Rechnen nicht dazu. Die meisten Talibés lernen deshalb erst mit 18 bis 20 Jahren Lesen und Schreiben, nach Abschluss der Koranausbildung.
Weitere Informationen (auf Französisch)
„Les talibés du Sénégal“, Artikel auf der Webseite L’Afrique des idées
„Les enfants perdus de M’bour“, Dokumentarfilm